Drehbuch: nach dem autobiographischen Roman von Manfred Gregor
Hauptrollen: Folker Bohnet, Fritz Wepper, Michael Hinz, Frank Glaubrecht, Volker Lechtenbrink
"Die Brücke" in Deutschland
Deutschland im Jahre 45. Der kleine Ort wird nur noch von Kindern, Frauen, Greisen und Kriegsuntauglichen bevolkert. Der Kriegsalltag geht seinen erschreckenden normalen Gang, auch fur die Halbwuchsigen in der Schule, die sich an der Ubersetzung von Shakespeare versuchen, den Ausflug zum frischen Bombentrichter an der kleinen Brucke als gelungenes Nachmittagsvergnugen betrachten und daruber spekulieren, ob sie nicht auch bald zu den Waffen gerufen werden.
Von den sieben Schulern lebt am Ende des Films nur noch einer. Die anderen sind bei der Verteidigung der Brucke buchstablich verreckt, bei einer Verteidigung, die militarisch vollig sinnlos, ja unerwunscht war. Sie sind nicht gestorben, weil sie den Befehlen einer skrupellosen Nazi-Charge folgten, sondern weil sie Opfer einer Ideologie wurden, die seit Jahren ihr Denken vergiftete - so wirksam, da? kein Appell zu ihrer Rettung sie erreichen konnte.
Als Ende 1959 Bernhard Wickis Film in die Kinos kam, war es um den deutschen Film schlecht bestellt. Dem unaufhaltsamen Siegeszug seichter Ware bis 1956 folgte der jahe Absturz. Dafur war keineswegs allein das gerade popular gewordene Fernsehen verantwortlich. Der wirtschaftliche Niedergang war notgedrungen die Folge des kunstlerischen gewesen. Die Kassenschlager im Jahr 1960 hie?en "Freddy unter fremden Sternen", "Der brave Soldat Schwejk", "Und ewig singen die Walder". Doch den vierten Platz behauptete ein Film, der vielen als Hoffnungsschimmer am dusteren Horizont leuchtete: "Die Brucke".
Auch heute noch erweist sich dieser erste Film des damals vierzigjahrigen Regisseurs Bernhard Wicki als eindrucksvolles Dokument antimilitaristischer Humanitat. Keinem anderen Regisseur im Nachkriegsdeutschland gelang ein so triumphales Debut. Internationale Auszeichnungen bestatigten, was sich schon in der Gunst des Publikums ausdruckte. Hier war endlich ein Film, dessen man sich nicht zu schamen brauchte.